Nach der Wahl ist davor. Neuwahlen zum Bundestag stehen demnächst an. Umso besser passte dazu unser erstes in Schüler-Eigenregie vorbereitetes und moderiertes Wahlforum. Lange vor den politischen Turbulenzen des letzten Monats geplant – startete am 21.11. 24 um 18 Uhr in unserer Aula eine Gesprächs- und Fragerunde zum Thema „Rechts vor Links – gilt das jetzt auch auf dem Stimmzettel?“ Eine Problemstellung, die sich Schüler wählten und formulierten.
Ursprünglich und vor geraumer Zeit initiiert wurde der Gedanke „Schüler befragen Politiker“ von der „Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung“. Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 übernahmen dann – mit Unterstützung der Kollegen Nina Nast und Corado Stock – die Organisation und Vorbereitung einer Diskussion, zu der politisch wache und kompetente Gäste für das Podium eingeladen wurden, die dann dem Publikum Rede und Antwort stehen sollten.
Elise Koppe und Mathilda Krabbes aus der Klasse 10/1 hatten sich gründlich auf ihre Aufgabe als Moderatorinnen des Abends vorbereitet. Strukturiert im Gedankenaufbau und ganz im Sinne unseres Schulmottos „Anders. Denkend. Humanistisch.“, das beide zu Beginn erwähnten, führten sie das Publikum durch schwierige Problemfelder. Interessante Gäste konnten sie in der gut gefüllten Aula auf der Bühne begrüßen. Amy Kirchhoff (17), Vorsitzende des Landesschülerrates Sachsen, Hannah Lilly Lehmann (20) vom Jugendparlament Leipzig, Josa Mania-Schlegel, Journalist bei der „Leipziger Volkszeitung“ und nicht zuletzt Dr. Roland Löffler von der „Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung“. Vor allem die beiden jüngeren Teilnehmerinnen betonten während der anderthalbstündigen Diskussion das Problem der Vernachlässigung jugendlicher Probleme durch die regierende Politik. Notwendige politische Bildung würde zu wenig stattfinden, meinte Amy Kirchhoff, zu oft Lehrplan- und Leistungsdruck zum Opfer fallen. Das sei Wasser auf die Mühlen rechtspopulistischer Agitation. Lehmann sah in den jüngsten Wahlergebnissen die Folge gesamtgesellschaftlicher Missstände wie Vermögensungleichheiten und falscher Sozialpolitik. Auf die Frage von Mathilda und Elise nach den Ursachen für die zunehmende Rechtsentwicklung in unserem Land, die sich im Zuspruch – auch und vor allem aktuell durch Jugendliche – für die AfD äußerten, waren sich die Diskussionsteilnehmer*innen weitgehend einig. Die weltweit zu verstehenden Konfliktebenen wie Kriege, Klima und Migration wirken sich dahingehend aus, dass rechte Parteien und Neigung zu autoritären, politischen Grundüberzeugungen immer stärker werden. Ein alarmierender Zustand.
Schlegel und Löffler wiesen darauf hin, dass die herrschende Politik komplexe Probleme zu bewältigen, „anschlussfähige Konzepte“ (Schlegel) zu finden habe, die die „gesellschaftliche Mitte“ (Löffler) ansprechen müssten. In einer immer älter werdenden Gesellschaft komme der jungen Generation die wichtige Aufgabe zu, sich gesellschaftlich zu engagieren, dann sähe die Zukunft auch nicht so düster aus, wie sie ständig gemalt wird. „Krisen gab es schon immer und sie wurden gemeistert.“ So der Vorsitzende der Sächsischen Landeszentrale.
Unterbrochen wurde die Diskussion durch zwei von den Moderatorinnen Mathilda und Elise geschickt eingebaute „Murmelphasen“, in denen sich das Publikum zu möglichen Fragen an die Runde austauschen konnte. Die wurden dann auch gestellt. Sie reichten von Problemen unzureichender Bildung, Unterrichtsausfall bis hin zur Finanzierbarkeit von technischem Fortschritt und dem praktischen Umgang mit der AfD, bspw. in kommunalpolitischen Fragen. Souverän führten die zwei Moderatorinnen durch die Diskussion, wechselten sich dabei ab und erzeugten eine angenehm ruhige und konstruktive Gesprächsatmosphäre. Die Frage nach den Wünschen für die Zukunft kam zuletzt von den beiden. Auf jeden Fall zukünftig weiter mit solchen bereichernden politisch bildenden Formaten – von Schülern gestaltet – und wichtig für uns alle.